Lifestyleme Redaktion

Farbwirkung in Wohnräumen

Decrease Font Size Increase Font Size Text Size Print This Page

Interview mit Prof. Axel Venn, Farbforscher, Designer und Farbkünstler

livingpress: Herr Venn, woher kommt Ihre besondere Leidenschaft für Farben?
Axel Venn: „Mein besonders inniges Verhältnis oder nennen wir es Enthusiasmus, der mich mit Farben verbindet, reicht in die frühe Kindheit hinein. Der Kunst und den Farben führte mich meine Mutter zu. Bereits als Acht-, Neunjähriger war ich ihr ständiger Begleiter anlässlich von Ausstellungseröffnungen der in der nahen Umgebung befindlichen Galerien und Museen, über die sie in den regionalen Tageszeitungen berichtete. Farbe und Form bildeten für mich eine symbiotische Einheit. Nur abstrakte Kunst war sinnlich genug, Beachtung zu finden. Konkrete Kunst war mir zu traditionell. Ich liebte Baumeister, Nay, Schumacher, Deppe.“livingpress: Ihr Buch „Farben der Gesundheit“ ist eine Planungshilfe für Farbgestaltung. Was sind die häufigsten Fehler, die bei der Einrichtungsgestaltung gemacht werden?
Axel Venn: „Ich habe kürzlich in einem Interview (FAZ, Sonntagszeitung, 27.09.2015) einiges gesagt. Gerade die der umfangreichen Recherche und empirischen Forschungsarbeit zugrunde liegenden Ergebnisse zu „Farben der Gesundheit“ weisen darauf hin, dass die aktivierenden Colorits unser Wohlbefinden positiv beeinflussen. Die psychologischen und synästhetischen Farbgehalte sind es, die sowohl Wohlbefinden als auch gesundheitsfördernde Aspekte beinhalten.
Ich empfinde die farbaseptisch gepinselten weißen Wände genauso unangenehm und unwirklich wie greige-getönte Böden oder schwarze Türen und Vorhänge zuhause oder in der Klinik.
Die häufigst vorkommenden Fehler für „Gesundheitsräume“ und das „Zuhause“ resultieren aus dem Verzicht von Farbigkeit.
Wie schön, wenn es für alle öffentlichen und nichtöffentlichen Gebäude einen Geschmacks-, Wohlfühl- oder Stimmungs-Minister gäbe.“livingpress: Wie finde ich heraus, welche Farben mein Wohlbefinden steigern?
Axel Venn: „Wie Sie Ihr Wohlbefinden mit welchen Farben steigern können? Im Prinzip geht das sehr einfach, schauen Sie in „Das Farbwörterbuch“, Callwey Verlag, auf S. 282 sehen Sie wie „anmutig“, S. 620 „beschwingt, S. 292 „bezaubernd“, S. 40 „einladend“, S. 288 „entzückend“, S. 16 „gemütlich“, S. 380 „gesund“, S. 130 „kultiviert, S. 692 „trendy“, S. 616 „verliebt“ und S. 702 „visionär“ aussehen. Jeder linguistische Inhalt besitzt auch eine farbsemantische Bedeutung. Sie ist häufig viel präziser und prononcierter als der verlautbarte Sinngehalt.
Sobald Sie einen Begriff gefunden haben, dessen koloristische Anmutung Ihnen sympathisch ist, definieren Sie Ihre Farbfavoriten, malen Sie sie selbst auf. (Ein Farbkasten mit zwölf Tönen inklusiv Deckweiß und Pinsel kosten drei bis 5 Euro). Danach wählen Sie Ihre Wandfarbe. Achtung: Nie zu rein, nie zu dunkel! Bleiben Sie am besten im Pastell bis Sorbet-Farb- und Helligkeits-Bereich.“livingpress: Auf welche Farben sollte man bei der Gestaltung des Schlafzimmers lieber verzichten?

Axel Venn: „Schwarz und Weiß sind die nervtötendsten Schlafzimmertöne. Violett, Purpur und Orange sind immer nur für eine einzige Wand geeignet. Schlagen Sie im obengenannten Farbwörterbuch unter S. 210 „leidenschaftlich“ oder S. 214 „träumerisch“ nach. Sollten Sie den einen oder anderen Farbvorschlag wählen, dämmen Sie das Licht: Wenn es schummrig wird, umgibt sie entweder eine träumerische, mondbeschienene Idylle oder ein sanfter poetischer Taumel.“

livingpress: Wie lässt sich die Wirkung von Farben wissenschaftlich belegen?

Axel Venn: „Das phänomenologische Moment der Farbe weist in eine Menge Bereiche der Natur- und Geisteswissenschaften, in unendlich viele Neben- und Untergruppierungen von Kunst, Kultur und Kommerz, von Medizin, Technik, Architektur, von Psychologie, Farbwahrnehmung und -Wirkung, von Farbsystemen, Farbethnologie, bis hin zu Farbtrends, Farbstrategien und Farbmarketing.
Eine Welt ohne Farben ist nicht vorstellbar! Das Erlebnis von hell und dunkel, Tag und Nacht ist Hinweis genug, dass wir existieren.“Interview: livingpress.de, Lesebeispiele aus Das Farbwörterbuch. Die Farbigkeit der Begriffe. Das Lexikon für Designer und Gestalter von Axel Venn und Janina Venn-Rosky