Nach 20 Jahren Planung und Bau warten die an seiner Erschaffung beteiligten 10.000 Wissenschaftler aus mehr als 100 Ländern 2008 gespannt darauf, die ersten Datensätze auswerten zu können, die bei der Kollision von auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigten Protonen in dem 27 Kilometer langen unterirdischen Teilchenbeschleuniger entstehen. Die Physiker aus aller Welt hoffen darauf, bislang unbekannte oder nur in der Theorie existente Partikel zu entdecken – darunter das als „Gottesteilchen“ bekannte Higgs-Boson, das das Standardmodell der Teilchenphysik experimentell beweisen und Antworten auf fundamentale Fragen liefern soll.
Während einige Kritiker des Experiments sogar befürchten, dass die Erde nach dem Einschalten dieses Teilchenbeschleunigers von einem schwarzen Loch verschlungen werden könnte, werden die Physiker vor Ort von einer ganz anderen Sorge beschäftigt: Haben wir als Menschen womöglich das Limit erreicht, wenn es um die Erklärung unsere eigenen Existenz geht?
Doch die Wissenschaftler am CERN müssen vor der Inbetriebnahme des LHC nicht nur unzählige technische Hürden überwinden, sondern auch mit der veränderten Medienlandschaft umgehen, da sich jede Neuigkeit nun rasend schnell um die Welt verbreitet. Als es im Jahr 2008 kurz nach dem Einschalten des LHC zu einem Unfall kommt, der den Beginn der Experimente zunächst auf unbestimmte Zeit verzögert, wird erneut Kritik an dem milliardenschweren Teilchenbeschleuniger laut.
Der Sinn und die Wirtschaftlichkeit des gesamten Vorhabens werden weltweit in der Presse diskutiert. Obwohl der LHC als komplexeste und größte von Menschenhand gebaute Maschine zweifellos eindrucksvoll erscheint, erschließt sich sein Sinn für den Laien nur schwer – denn die Kollision von auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigten Teilchen in dem gewaltigen Apparat produziert zunächst nur Zahlen, die anschließend von Wissenschaftlern weltweit ausgewertet werden müssen.
Doch vor allem für die theoretischen Physiker steht es außer Frage, dass der LHC ihnen nützlich ist. Denn sie hoffen nun endlich darauf, ihre Theorien zum ersten Mal experimentell überprüfen zu können. Manch einer von ihnen hat vierzig Jahre sehnsüchtig auf diesen Moment gewartet – in der Hoffnung, den ungelösten Rätseln des Universums endlich auf die Spur zu kommen.
„Particle Fever“ wurde 2013 auf dem 360° Contemporary Science Film Festival mit zwei Preisen ausgezeichnet und gewann auch auf dem Sheffield International Documentary Festival einen Preis. 2014 wurde er mit dem Grierson Trust British Documentary Award ausgezeichnet. 2015 gewann er den duPont-Columbia Award sowie den Cinema Eyes Honors Award.
SENDETERMINE
PW 49